So, liebe Leute, ich wünsche euch erstmal einen wunderschönen Tag. Ich melde mich hier aus meinem wohlverdienten Urlaub und habe mir ein bisschen Zeit genommen, um die zweite Instanz zu unserem Vitamin-D-Thema zu schreiben.
Denn eines möchte ich gleich klarstellen: Vitamin D ist nicht immer so glorreich, wie man es überall hört.
Aus meiner Erfahrung kann ich euch wirklich sagen: In den letzten Jahren, besonders nach Corona, hatte ich unglaublich viele Fälle von Menschen, die mit massiven Problemen zu mir kamen. Das Spektrum war riesig: von Zahnfleischentzündungen über entzündete Gelenke und Sehnen, bis hin zu Schlafstörungen, Panikattacken und Herzstolperern. Andere hatten einfach „nur“ Antriebslosigkeit, Brain Fog oder eine dauerhaft schlechte Stimmung.
Und bei super vielen war die Ursache klar erkennbar: verzerrte Blutwerte aufgrund von hochdosiertem Vitamin D.
Jetzt muss man fairerweise sagen: Das waren alles Leute, die wirklich massiv dosiert haben – nicht 1.000 bis 4.000 IE pro Tag, wie es offiziell empfohlen wird, sondern 15.000, teilweise sogar 30.000 oder 50.000 IE. Die Folge: Ein System, das komplett aus dem Gleichgewicht geraten ist.
Man darf also nicht sagen: Vitamin D ist schuld. Nein – derjenige, der es falsch gehandelt hat, war der Fehler im System. Und natürlich auch die fehlende Differenzierung, weil Social Media oft suggeriert: „Nimm ruhig, ist harmlos. Brauchst du keine Sorgen haben, das ist fast wie ein Grundnahrungsmittel.“
Die Realität in meinem Coaching zeigt: Einigen ging es wirklich richtig schlecht. Und bei manchen hat es über ein Jahr gebraucht, bis sich das System wieder normalisiert hat.
Vitamin D braucht Kofaktoren
Vitamin D hat eine starke Wirkung – und das ist auch völlig in Ordnung. Aber entscheidend ist die Frage: Wie handhabt man es richtig?
Wir haben schon über genetische Unterschiede gesprochen. Der nächste Punkt sind die Kofaktoren. Calcium, Magnesium und Bor sind Basics, die ihr schon aus dem ersten Teil kennt. Aber das ist noch längst nicht alles.
Vitamin D interagiert auch mit anderen Mikronährstoffen – und hier wird es spannend. Unter anderem arbeitet Vitamin D mit Vitamin A am sogenannten RXR-Rezeptor zusammen [1]. Ohne genügend Vitamin A verpufft ein Teil der Wirkung – und Vitamin D verbraucht zusätzlich Vitamin A.
Das heißt: Hochdosiertes Vitamin D → steigender Vitamin-A-Bedarf.
Fehlt Vitamin A, dann rauscht man automatisch in einen Mangel hinein.
Warum Vitamin A so entscheidend ist
Ein Vitamin-A-Mangel ist kein Spaß. Vitamin A ist entscheidend für:
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Zelldifferenzierung [2]
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Immunsystem, vor allem Schleimhäute und Barrieren [3]
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Sehkraft, da Retinol Bestandteil des Sehpigments Rhodopsin ist [4]
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Reproduktion und Hormonbalance [5]
Und jetzt mal ehrlich: Ist es nicht völlig paradox?
Ihr versucht, euer Vitamin D hochzupushen, um euer Immunsystem zu stärken – und durch den Vitamin-A-Mangel schwächt ihr es gleichzeitig.
Genau das sind die entscheidenden Wechselwirkungen, die die meisten Menschen da draußen nicht verstehen, weil sie sich mit der Thematik nicht tiefer befassen.
Fazit
Hochdosiertes Vitamin D ohne Rücksicht auf Kofaktoren führt zu Problemen. Calcium, Magnesium, Bor und Vitamin A sind entscheidende Partner. Und es gibt noch viele weitere, die wir in den kommenden Artikeln besprechen werden.
Also: Vitamin D hat eine starke Wirkung, ist hochspannend und sinnvoll – aber nur, wenn es richtig eingestellt ist.
„Vitamin D – Klappe die zweite“ ist damit abgeschlossen, aber keine Sorge: Wir sind noch lange nicht am Ende. Weitere Teile werden folgen – denn das Thema ist groß.
Bis hierhin nehmt bitte eines mit: Nicht stumpf hochdosieren, sondern immer im Kontext denken.
Quellen
[1] Haussler MR, et al. (2008). Vitamin D receptor: molecular signaling and actions of nutritional ligands in disease prevention. Nutrition Reviews.
[2] Ross AC. (2012). Vitamin A and retinoic acid in T cell–related immunity. American Journal of Clinical Nutrition.
[3] Stephensen CB. (2001). Vitamin A, infection, and immune function. Annual Review of Nutrition.
[4] Sommer A. (2008). Vitamin A deficiency and clinical disease: an historical overview. Journal of Nutrition.
[5] Blomhoff R, Blomhoff HK. (2006). Overview of retinoid metabolism and function. Journal of Neurobiology.