Wenn wir in die Welt der einzelnen Nährstoffe eintauchen, begegnen uns immer wieder Verbindungen mit einzigartigen Wirkungen. Eine der für mich persönlich faszinierendsten Entdeckungen der letzten Jahre war das Inositol. Damals bin ich über einen Doctor darauf gestoßen – heute ist es ein fester Bestandteil meiner eigenen Routine. Und ja: nicht nur für Frauen, auch für Männer kann es spannend sein.
Für mich war besonders die Wirkung auf den Blutzucker beeindruckend. Diese moduliert Inositol bis heute zuverlässig und das spüre ich auch im Alltag. Einige von euch werden sich erinnern, dass ich Anfang 2025 häufiger über dieses Thema gesprochen habe. Heute möchte ich noch einmal tiefer eintauchen, diesmal mit Fokus auf die Frauen und speziell das PCOS.
PCOS und die Rolle von Insulin
Viele Frauen mit PCOS (Polyzystisches Ovarialsyndrom) kennen die typischen Probleme:
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unregelmäßiger Zyklus
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seltene Eisprünge
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Haut- oder Haarveränderungen
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gestörter Stoffwechsel
Hinter all dem steckt oft ein gemeinsamer Treiber, das Hormon Insulin.
Wenn der Körper immer mehr Insulin ausschütten muss, um den Blutzucker stabil zu halten, spricht man von Insulinresistenz. Und Insulin hat eine direkte Verbindung zu den Eierstöcken: es wirkt wie ein Turbo auf die Produktion von Androgenen (männlichen Hormonen).
Das Problem: zu viele Androgene führen dazu, dass Follikel zwar anfangen zu wachsen, aber nicht vollständig reifen, die Eizelle bleibt quasi „stecken“. Deshalb kommt es seltener zu einem Eisprung, der Zyklus wird unregelmäßig und es bilden sich die typischen kleinen Zysten im Eierstock.
Wie Inositol wirkt
Hier greift Myo Inositol ein – es sorgt dafür, dass die Insulin-Signalübertragung in den Zellen wieder sauber funktioniert. Das bedeutet: Der Körper muss weniger Insulin ausschütten, um die gleiche Wirkung zu erzielen.
Die Folgen:
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Weniger Androgene: Weil das Insulin runtergeht, werden auch die männlichen Hormone im Eierstock weniger produziert.
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Mehr FSH-Empfindlichkeit: Die Eizellen reagieren wieder sensibler auf das follikelstimulierende Hormon (FSH).
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Aromatase-Aktivierung: Androgene können wieder zu Östrogenen umgebaut werden – die hormonelle Balance verschiebt sich.
Das Ergebnis: bessere Follikelreifung und häufig wieder regelmäßige Zyklen.
Hormone im Detail – warum Balance so wichtig ist
Hormone sind wie ein fein abgestimmtes Orchester und wenn nur ein Instrument zu laut spielt, gerät die ganze Harmonie aus dem Gleichgewicht.
Bei PCOS sind es vor allem drei Ebenen, die durcheinander geraten:
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Insulin – zu viel davon stimuliert die Eierstöcke zur Androgen-Produktion.
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Androgene – blockieren die Eizellreifung und führen zu Haut- und Haarproblemen.
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FSH und LH – das Gleichgewicht kippt, LH steigt, FSH ist zu niedrig, die Follikel reifen nicht richtig aus.
Myo Inositol greift gleich an mehreren Punkten ein:
Es senkt Insulin, reduziert Androgene, stärkt die Wirkung von FSH und aktiviert die Aromatase. Genau dieses Zusammenspiel macht es so interessant für Frauen mit PCOS.
Was Studien zeigen
Stoffwechsel
Frauen mit PCOS, die Myo Inositol einnehmen, zeigen häufig:
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niedrigere Nüchtern-Insulinwerte
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einen besseren HOMA Index (Insulinresistenz)
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häufiger auftretende Ovulationen
Blutfette und Blutdruck
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Triglyzeride und LDL Cholesterin sinken
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Blutdruck verbessert sich leicht
Leitlinien
Fachgesellschaften wie ESHRE und ASRM sehen Inositol als interessante Option. Noch nicht Standardtherapie aber eine wertvolle Ergänzung, von der viele Frauen profitieren.
Einnahme in der Praxis
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Dosierung: 2 × 2 g Myo Inositol pro Tag (insgesamt 4 g)
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Kombination: oft mit etwas Folsäure
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Zeitrahmen: erste Effekte nach 4–6 Wochen, Zyklusregulation nach 2–3 Monaten realistisch
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Verträglichkeit: sehr gut, gelegentlich leichte Magen-Darm-Beschwerden
Einfach erklärt
Stell dir Insulin wie den Tonmeister deines Stoffwechsels vor. Bei PCOS dreht dieser zu laut auf , die Spur der Androgene übersteuert alles im Eierstock.
Myo Inositol ist der saubere Vorverstärker:
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das Signal kommt klar durch
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die Androgene werden leiser
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FSH kann wirken
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die Aromatase läuft wieder
Die Chancen auf einen Eisprung steigen deutlich.
Männer nicht vergessen
Auch wenn PCOS nur Frauen betrifft, heißt das nicht, dass Inositol für Männer uninteressant wäre – im Gegenteil.
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Spermienqualität: mehr Anzahl, bessere Beweglichkeit, höhere Vitalität
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Stoffwechsel: stabilerer Blutzucker, weniger Schwankungen, mehr Energie
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Psyche: Inositol ist an der Bildung von Serotonin und Dopamin beteiligt – das wirkt oft stabilisierend auf Stimmung und Nerven
Kurz gesagt: während Frauen vor allem hormonelle Vorteile spüren, profitieren Männer besonders im Bereich Stoffwechsel, Energie und Fruchtbarkeit.
Fazit
Myo Inositol ist kein Wundermittel. Aber es ist ein spannendes Werkzeug, das Frauen mit PCOS helfen kann, den Zyklus zu stabilisieren und Männer in ihrer Energie und Fruchtbarkeit zu unterstützen.
Das Faszinierende: Mit einem so simplen Nährstoff wie Inositol können wir an einem der komplexesten Steuerzentren unseres Körpers ansetzen – dem Zusammenspiel von Hormonen und Stoffwechsel.
Quellen
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Facchinetti F. et al. Myo inositol in the treatment of polycystic ovary syndrome: a meta analysis of randomized controlled trials. Eur Rev Med Pharmacol Sci. 2012. PMC
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Unfer V. et al. Effects of inositol(s) in women with PCOS: a systematic review of randomized controlled trials. Gynecol Endocrinol. 2017. SpringerLink
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Meta Analyse: Inositol & Lipide – Nutrients 2021
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Meta Analyse: Inositol & Blutdruck – Nutrients 2020
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Internationale PCOS Leitlinie 2023 (ESHRE/ASRM)
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SOGC Position Statement 2025: Use of Inositol in Polycystic Ovary Syndrome
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Monastra G. et al. Myo-inositol improves sperm parameters in men with idiopathic infertility. Andrology. 2017