Gerade in der heutigen Social‑Media‑Zeit und nach über 20 Jahren Bodybuilding und Kraftsport hat man schon einige Trends gesehen. Und das Lustige ist: es ist immer dasselbe Spiel. Trends kommen und gehen – wie Schlaghosen. Erst weg, dann wieder da. Genau so läuft’s mit Ernährungsformen.
Früher hieß es „Anabole Diät“, dann kam die „Ketogene Diät“ und heute heißt es „Carnivore Diet“. Alles nur verschiedene Namen für ein- und dasselbe. Dazu dann noch Fasten‑Trends: Intermittent Fasting, Heilfasten, generelles Fasten … immer neu verpackt, aber die Grundidee bleibt dieselbe.
Und jetzt kommt der Punkt: den meisten Leuten fehlt das differenzierte Denken. Sie machen’s sich einfach:
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Fehlt mir ein Nährstoff laut Blutwert? → Einfach reinkippen.
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Hab ich von was zu viel? → Weglassen, fertig.
Aber so funktioniert der Körper nicht. Er ist ein komplexes Netzwerk von Wechselwirkungen – und genau da liegt der Haken.
Ein Beispiel, das ich immer wieder bei meinen Kunden sehe und worauf ich besonders achte, ist Eisen.
Jeder hat schon gehört: Eisen ist wichtig fürs Blut, für die Sauerstoffversorgung. Klar, Frauen entwickeln häufiger einen Mangel – eine Anämie – nicht optimal.
Aber: Es gibt auch die andere Seite der Medaille. Zu viel Eisen macht richtig Probleme. Das sorgt für Müdigkeit, Insulinresistenz, schlechtere Performance – und langfristig für mehr Fett am Bauch.
Eisen bestimmt, welche Energiequelle du verbrennst
Das Spannende ist: Eisen beeinflusst direkt, ob dein Körper eher Kohlenhydrate oder Fette verbrennt. Studien zeigen:
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Hohe Eisenwerte schieben den Stoffwechsel in Richtung Fettsäureoxidation.
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Niedrige Eisenwerte fördern Kohlenhydratoxidation und verändern den Lipidstoffwechsel.
Klingt zunächst nach Vorteil („Mehr Eisen = mehr Fettverbrennung!“). Aber so einfach ist es nicht. Denn jetzt kommen die tieferen Mechanismen, die entscheiden, ob das Ganze für dich ein Vorteil oder ein Risiko ist.
Ferritin – dein Eisenspeicher
Ferritin ist das Speicherprotein für Eisen. Hohe Ferritinwerte bedeuten viel Eisen im Körper – aber oft ist das kein Zeichen von Top-Metabolismus, sondern von chronisch Überladung und Entzündung. Freies Eisen wirkt dann wie ein Brandbeschleuniger im Körper – Stichwort: oxidativer Stress.
Wenn das Ganze zusätzlich noch mit einem genetischen Polymorphismus gekoppelt ist, etwa im SOD2‑Gen (Superoxiddismutase 2), kann das richtig nach hinten losgehen. Denn dieses Gen hilft, freie Radikale wie Superoxid unschädlich zu machen. Ist es eingeschränkt, entsteht eine doppelbelastende Situation: mehr freies Eisen, mehr Radikale – aber weniger Abwehr. Das kann Mitochondrien schädigen, den Energiestoffwechsel schwächen und Entzündungen verstärken – insbesondere im Herz‑Kreislauf‑System, das auf sauberen Energiestoffwechsel und gesunde Gefäße angewiesen ist.
Hepcidin – der Eisen-Türsteher
Hepcidin ist ein Hormon aus der Leber – der Türsteher für Eisen im Körper:
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Hohe Hepcidinwerte (typisch bei Entzündung, Metabolischem Syndrom, Insulinresistenz oder Eisenüberladung): blockieren die Eisenaufnahme und bewirken, dass sich Eisen in Organen wie Leber und Bauchspeicheldrüse ablagert.
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Niedrige Hepcidinwerte (bei Eisenmangel, Schwangerschaft oder stärken Blutbildung): öffnen die Türen, damit mehr Eisen aufgenommen wird.
Die Falle: Chronisch hohe Eisenwerte erhöhen Hepcidin, blockieren die Aufnahme – aber das Eisen überlädt falsche Gewebe. Ergebnis: metabolischer Stress, schlechtere Insulinsensitivität, Leistungsknick. Und wenn jemand denkt: „Viel Fleisch ist der Heilsbringer“, kann das sehr schnell nach hinten losgehen.
Oxidativer Stress – die Kehrseite von „mehr Fettverbrennung“
Freies Eisen reagiert extrem leicht mit Sauerstoff und erzeugt aggressive freie Radikale (Fenton-Reaktion). Diese schädigen Zellmembranen, Mitochondrien und Enzyme. Fazit: Du verbrennst zwar Fett, aber deine Zellen zahlen den Preis – weniger Energie, mehr Schäden. Am Ende steht: weniger Leistung, weniger Power.
Stoffwechselverschiebung – warum „viel hilft viel“ nicht stimmt
Eisen bestimmt nicht nur, ob Fett oder Kohlenhydrate verbrannt werden – es verschiebt den gesamten Stoffwechsel:
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Eisenüberschuss führt zu Fettsäureoxidation, aber auch zu mehr Insulinresistenz, Entzündungen und oxidativem Stress.
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Eisenmangel reduziert Fettsynthese, verändert Fettsäureprofile und senkt Cholesterin – aber verursacht Energieknappheit und Leistungseinbußen.
Fazit: Weder zu viel noch zu wenig hilft. Die Kunst liegt im goldenen Mittelmaß – genau da kommt der Körper in Balance.
Fazit
Eisen ist viel mehr als nur „gut fürs Blut“. Es ist ein zentraler Regulator deines gesamten Energiestoffwechsels.
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Zu viel Eisen: kein Turbo, sondern oxidativer Stress, Insulinresistenz, Fettaufbau.
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Zu wenig Eisen: verschobene Lipidverarbeitung, Leistungseinbußen.
Fleisch macht also nicht direkt fett – aber zu viel Fleisch, zu viel Eisen, zu wenig Balance im System … das macht’s am Ende aus.
Quellen
[1] Huang J, Jones D, Luo B, et al. Iron overload and diabetes risk: a shift from glucose to fatty acid oxidation and increased hepatic glucose production in a mouse model of hereditary hemochromatosis. Diabetes. 2011;60(1):80–87.
[2] Lecoultre V, et al. Iron status and dietary iron intake are associated with energy substrate utilization in humans. American Journal of Clinical Nutrition. 2009;90(4):1144–1151
[3] Raman A, et al. Effect of graded dietary iron levels on lipid metabolism in rats. Lipids. 1998;33:637–643.