So, liebe Leute, nachdem ich ja die letzten Tage das Forum und den Blog auf Instagram publik gemacht habe, möchte ich in erster Instanz erstmal ein ganz, ganz groĂes Danke an euch aussprechen fĂŒr eure lieben Nachrichten. Es freut mich natĂŒrlich sehr, dass ihr das Projekt hier auf capsplus.de feiert, schön findet und Lust habt, das Ganze mit mir gemeinsam zum Wachsen zu bringen.
Schaut euch einfach gerne um. Ich habe auch ein bisschen Zeit gebraucht, um mich selbst zurechtzufinden, aber das kommt mit der Zeit. Im Forum haben wir verschiedene Unterpunkte da könnt ihr auch eure Fragen stellen. Dazu mĂŒsst ihr euch, auch wenn ihr schon CAPS+ Kunde seid, nochmal neu im Forum registrieren.Dann könnt ihr euch gerne austauschen und euch auf viele spannende Themen rund um den menschlichen Körper freuen: NĂ€hrstoffe, Training, Biochemie und so weiter und sofort.
Meine kleine Morgenroutine
Ich sitze hier gerade bei meinem morgendlichen Kaffee. Meine Morgenroutine ist absolviert: meistens 15 Minuten Kardiotraining, ein paar LiegestĂŒtze, Sit-ups, Kniebeugen. Danach wird noch etwas gedehnt.
Und jetzt sitze ich hier und schreibe euch doch gleich mal den nÀchsten Artikel.;)
Heute möchte ich tiefer in die Thematik einsteigen und euch etwas Praxisnahes mitgeben. Damit ihr wirklich mal grobe Anhaltspunkte habt. Und gleich vorab: Das sind wirklich nur Anhaltspunkte. Denn wenn wir ĂŒber NĂ€hrstoffe und Blutwerte sprechen, darf eine Sache niemals vergessen werden:
- Das eine sind Zahlen auf dem Papier.
- Das andere ist euer subjektives Empfinden.
Beides muss man ĂŒbereinanderlegen und ĂŒber die Zeit seinen individuellen Weg finden.
Vitamin D im Herbst und Winter
Das Thema könnte gerade kaum passender sein. Ihr habt schon die ersten Artikel gelesen, Thema Vitamin D. Und da gibt es noch einiges zu sagen.
Die Sommerferien sind vorbei, wir steuern auf Herbst und Winter zu. Und was höre ich jedes Jahr aufs Neue? Die Leute werden permanent krank.
Hier gebe ich euch nochmal den Hinweis: Man kann sich natĂŒrlich in die Opferrolle begeben und sagen: âAlles ist so böse, ich bin das Opfer.â Aber und das wisst ihr, wenn ihr mir seit knapp zehn Jahren auf Instagram folgt und die Kundenberichte lest es gibt Möglichkeiten.
Man muss nur ins Handeln kommen. Sei bei der Regeneration, in der ErnÀhrung, beim Training oder im Bezug auf NÀhrstoffe.
Und genau beim Thema Vitamin D ist mir eines wichtig: Vielleicht kam es im ersten Artikel so rĂŒber, als wĂ€re ich ein Gegner von Vitamin D. Das bin ich nicht. Im Gegenteil. Es ist ein mĂ€chtiges Werkzeug das darĂŒber entscheidet ob guter Winter oder schlechter Winter.
Aber: Der Kontext ist entscheidend.
Denn wenn wir einen guten Spiegel haben, dann zeigt die Forschung eindeutig: Vitamin D hat unglaublich viele Vorteile zum Beispiel:
- StĂ€rkung des Immunsystems: Vitamin D reguliert T-Zellen und senkt das Risiko fĂŒr Atemwegsinfekte (1).
- UnterstĂŒtzung der Knochengesundheit: Es verbessert die Calcium- und Phosphataufnahme und senkt so das Frakturrisiko (2).
- Positive Effekte auf die Stimmung: Ein stabiler Vitamin-D-Spiegel kann depressive Symptome reduzieren (3).
- Förderung der Muskelkraft: Vitamin D verbessert die Muskelfunktion und reduziert das Risiko von StĂŒrzen, besonders im Alter (4).
Aber es reicht nicht, den Spiegel einfach hochzuschrauben. Das gesamte System muss in der Balance bleiben.
Kofaktoren: Magnesium, Calcium und Bor
Ihr habt es schon gelesen: Wir können Vitamin D hochbringen, aber wir haben Kofaktoren.
Allen voran:
- Magnesium
- Calcium
- Bor
Gerade hier möchte ich euch praxisnah etwas mitgeben: Achtet bei eurer Vitamin-D-Substitution darauf, das System nicht zu verzerren. Denn sonst verpuffen die positiven Effekte. Und in Zeiten von Instagram und Social Media, wo Hochdosis-Therapien teilweise schon fast gehypt werden, kann ich nur sagen: Vorsicht!
Man kann kurzfristig mit höheren Dosierungen arbeiten. Aber wer dauerhaft und unkontrolliert hochdosiert, ohne zyklisch vorzugehen, der darf sich nicht wundern, wenn das System irgendwann kippt.
Die drei Vitamin-D-Werte
FĂŒr die Praxis: Es gibt drei verschiedene Vitamin-D-Werte:
- 25-OH-Vitamin D (Speicherform)
- 1,25-Vitamin D (Calcitriol) â die aktive Form
- Freies Vitamin D â das biologisch aktive
VerhÀltnis 25-OH zu 1,25 (Calcitriol)
Besonders wichtig ist das VerhÀltnis von 25-OH zu 1,25. Denn Calcitriol ist das Vitamin D, das aktiv ins Immunsystem eingreift, den Calciumstoffwechsel moduliert, Einfluss auf Dopamin/Serotonin nimmt (Tyrosinhydroxylase) und vieles mehr.
Die Vorteile sind enorm. Aber: Wer denkt, man könne Calcitriol unbegrenzt hochschrauben und immer mehr positive Effekte herauskitzeln der liegt falsch. Das System kippt irgendwann, Stichwort Ăberstimulation.
Praxiswert
FĂŒr die Praxis empfehle ich: Mindestens ein Ratio von 1:1 zwischen 25-OH und 1,25. Das zeigt, dass ihr mit den Kofaktoren (Magnesium, Calcium, Bor) einigermaĂen stabil seid.
Um das VerhÀltnis zu modulieren:
- Magnesium
- Calcium
- Bor
Wenn diese fehlen, sieht man oft folgendes Bild: Speicher hoch, 1,25 noch viel höher, und gleichzeitig Defizite bei Magnesium, Calcium, Bor sowohl im Serum als auch im Vollblut.
Konkrete Zielwerte
Damit ihr es praxisnah habt, hier mal Zahlen:
- Magnesium: Serum mindestens 0,90 mmol/l, Vollblut mindestens 38 mg/l
- Calcium: Serum ca. 2,45 mmol/l (leichte Schwankungen sind normal), Vollblut ebenfalls kontrollieren
- Bor: ĂŒber 100 ”g/l
Und hier ein kurzer Exkurs zu Bor, weil viele fragen, was das eigentlich macht: Bor stabilisiert den Calcium- und Magnesiumstoffwechsel, wirkt also wie ein Regler im Hintergrund. Es reduziert die Ausscheidung dieser Mineralstoffe ĂŒber die Niere und sorgt gleichzeitig dafĂŒr, dass Vitamin D effizienter wirken kann. Zudem gibt es Hinweise, dass Bor entzĂŒndungshemmend wirkt und positiv auf die Sexualhormone (Testosteron, Ăstrogen) einwirkt. Gerade im Kontext Vitamin D spielt Bor also eine SchlĂŒsselrolle, weil es die Balance hĂ€lt und verhindert, dass das System kippt.
In Kombination mit einem Ratio 1:1 zwischen Speicher und Calcitriol seid ihr erstmal sicher.
Freies Vitamin D
Das freie Vitamin D ist eigentlich das biologisch aktive. Leider messen es noch nicht alle Labore. In Berlin beim IMD sind wir da schon gut aufgestellt. Ăsterreich, Schweiz, Belgien und andere deutsche BundeslĂ€nder hinken meist noch etwas hinterher.
Dieses freie Vitamin D zeigt: Wie viel vom Speicher und vom Calcitriol kommt wirklich im aktiven Stoffwechsel an.
Beispiel aus der Praxis: Speicher bei 30 ng/ml (Grenzwertig laut Lehrbuch, also âzu niedrigâ). Das freie Vitamin D aber gleichzeitig bei 30 pg/ml â also eine top Konversionsrate. Da zeigt sich: Pauschalisieren funktioniert nicht. Jeder ist individuell.
Co-Faktoren richtig eingestellt â weniger Bedarf an Vitamin D
Was ich euch auch noch mitgeben kann: Wenn ihr die Co-Faktoren Magnesium, Calcium und Bor wirklich gut eingestellt habt, dann braucht ihr in der Regel gar nicht so viel Vitamin D, wie viele vielleicht denken. Das sehe ich immer wieder in der Praxis.
Viele Leute kamen zu mir und erzĂ€hlten, dass sie 10.000, 15.000 oder sogar 20.000 IE Vitamin D tĂ€glich genommen haben und trotzdem ist ihr Speichervitamin D kaum gestiegen. Gleichzeitig haben sie sich nicht wirklich besser gefĂŒhlt.
Wenn man dann aber Calcium, Magnesium und Bor sauber im Lot hat, sieht man deutlich: Man braucht viel, viel weniger Vitamin D, um gute Werte zu erreichen. Das liegt unter anderem daran, dass Bor den Abbau von Vitamin D verlangsamt.
Und genau hier zeigt sich wieder: Hochdosis-Therapien kommen ursprĂŒnglich aus einem Kontext fĂŒr kranke Menschen. Das auf gesunde Menschen zu ĂŒbertragen nach dem Motto âwenn es bei Kranken wirkt, dann wirkt es bei mir auchâ ist schlichtweg falsch und absolut an den Haaren herbeigezogen.
Also: Achtet auf eure Co-Faktoren und vergesst niemals, Balance schlÀgt Hochdosis.
Ein mĂ€chtiges Hormon â kein Spielzeug
Vitamin D ist ein mĂ€chtiges Hormon. Vergleichbar mit Testosteron: Auch hier klingt es auf dem Papier verlockend mehr Muskeln, bessere Stimmung, mehr Fettverbrennung.Aber das bedeutet nicht das man einen Freifahrtschein hat đ
Beim Vitamin D gilt das Gleiche: Langsam steigern, Blutwerte kontrollieren, Kofaktoren im Auge behalten.
Fazit
Jetzt habt ihr praxisnah ein paar Blutwerte und Richtlinien. Meine Empfehlung:
- Fangt lieber langsam an.
- Steigert euch kontrolliert.
- Immer im Einklang mit Magnesium, Calcium, Bor.
- Achtet auf das VerhÀltnis zwischen Speicher und aktivem Vitamin D.
So bleibt ihr auf der sicheren Seite und nutzt die Vorteile, ohne ins Risiko zu rutschen.
Liebe Leute, ich hoffe, dieser Artikel bringt euch in der Praxis ein StĂŒck weiter. Schreibt mir gerne ins Forum, wie eure Erfahrungen mit Vitamin D und den Kofaktoren aussehen.
Quellen
- Martineau AR et al. (2017). Vitamin D supplementation to prevent acute respiratory tract infections: systematic review and meta-analysis of individual participant data. BMJ, 356, i6583.
- Bischoff-Ferrari HA et al. (2012). A pooled analysis of vitamin D dose requirements for fracture prevention. N Engl J Med, 367(1), 40â49.
- Spedding S. (2014). Vitamin D and depression: a systematic review and meta-analysis comparing studies with and without biological flaws. Nutrients, 6(4), 1501â1518.
- Stockton KA et al. (2011). Effect of vitamin D supplementation on muscle strength: a systematic review and meta-analysis. Osteoporos Int, 22(3), 859â871.