Gestern hatte ich wieder einen jungen Mann bei mir im Studio in Berlin. 32 Jahre alt, aber seit sieben Jahren Schulterschmerzen.
Sieben Jahre – das musst du dir mal vorstellen.
Er hat mir erstmal eine halbe Stunde erzählt, wo er schon überall war: Ärzte, Heilpraktiker, Physiotherapeuten, Chiropraktiker. Jeder hat irgendwas gemacht. Am Ende aber: keine Hilfe.
Das ist kein Einzelfall. Ich habe solche Geschichten fast jede Woche. Und immer wieder wird klar: Die Lösung liegt nicht in der nächsten Spritze, nicht in der nächsten Übung, nicht im nächsten Wundergerät – sondern darin, Training und Stoffwechsel zusammenzubringen.
Zwei Perspektiven: Training & Stoffwechsel
Ich habe ihm direkt gesagt: „Wir gehen das Ganze von zwei Seiten an.“
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Training: Wir schauen, wie der Körper funktioniert, wo Dysbalancen sind, und wie wir Bewegungen wieder zulassen können.
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Stoffwechsel: Wir prüfen über Blutwerte und ggf. genetische Analysen, ob im Inneren alles im Lot ist.
Warum? Weil Schmerzen oft nur das Symptom sind. Die Ursache liegt tiefer.
Stoffwechsel als unterschätzter Faktor
Viele denken: Schmerzen = mechanisches Problem. Aber:
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Ein verschobener Stoffwechsel kann Entzündungen befeuern.
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Still laufende Entzündungen sorgen dafür, dass Muskeln überlastet wirken oder Faszien verhärten.
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Die Folge: Schmerzen, die keiner richtig zuordnen kann.
Beispiel Leber
Die Leber ist ein unterschätztes Thema. Sie hat eine eigene Faszie, die bei Überlastung Spannung erzeugen kann. Wird diese Faszie gereizt, kann das Rückenschmerzen hervorrufen. Viele merken das gar nicht, weil sie Leberprobleme nie mit dem Rücken verbinden würden.
Rückenschmerzen, Hexenschuss & Co.
Ein zweites typisches Beispiel: Leute mit Rückenschmerzen. Sie trainieren fleißig, machen Rückenübungen – aber es wird nicht besser. Manche erleben immer wieder einen Hexenschuss.
Wenn du nur den Muskel behandelst, übersiehst du den Stoffwechsel. Gerade bei Rückenschmerzen muss man immer die Leber und ihre Faszien auf dem Schirm haben.
Training: Schmerzspirale durchbrechen
Zurück zu meinem jungen Mann.
Er erzählte mir, dass er bei allen Übungen Schmerzen hat: Brust, Rücken, Schulter. Kein normales Training mehr möglich.
Das Problem: Viele Menschen geraten in eine Schmerzspirale.
Einmal Schmerz erlebt → Angst → Schonung → unnatürliche Bewegungen → Dysbalancen → noch mehr Schmerzen.
So entsteht dieses Roboterhafte. Man bewegt sich nicht mehr normal, weil man Angst hat.
Aber der Körper kann alles – man muss ihn nur wieder trainieren.
Praxisbeispiel: Rücken- und Brusttraining
Wir sind in den Trainingsraum gegangen.
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Rückenübungen: Satz für Satz, und siehe da – keine Schmerzen.
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Brusttraining: Erst bei den letzten Wiederholungen spürte er die Schulter.
Ich fragte: „Von Anfang an oder erst am Ende?“
Er: „Nur am Ende.“
➡️ Erklärung: Normal!
Wenn die Rotatorenmanschette lange nicht trainiert wird, pumpt sie extrem und brennt. Das ist kein Schaden, sondern Trainingseffekt.
Wir machten Pausen, der Schmerz war weg. Nächster Satz, wieder problemlos.
Nach 40 Minuten fragte ich ihn: „Schmerzen?“
Er: Keine.
Social Media & falsche Vorstellungen
Ein Riesenthema heutzutage.
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Social Media macht alles kompliziert. Jeder Influencer hat „Geheimtipps“ – am Ende hat man mehr Angst als Nutzen.
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Viele vergleichen sich mit früher. Dieser Mann: Mit 18 schwer trainiert, jetzt mit 32 zwei Kinder, Job, Verpflichtungen – aber immer noch der alte Maßstab im Kopf.
Das führt in die Depression. Denn du wirst nicht mehr so sein wie mit 18. Und das ist auch okay.
Die Wahrheit ist: Du musst dich hocharbeiten. Schritt für Schritt.
Und merke: Social Media lebt nicht von Wahrheiten, sondern von Aufmerksamkeit.
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Je komplizierter eine Erklärung, desto „wissenschaftlicher“ wirkt sie.
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Je drastischer eine Warnung, desto mehr Klicks.
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Je krasser ein Versprechen, desto mehr Hoffnung weckt es.
Aber Training ist in Wahrheit nicht kompliziert.
Der Körper braucht: Bewegung, Belastung, Regeneration, Ernährung, einen klaren Kopf.
Alles andere sind Variationen.
Wissenschaftliche Hintergründe
Damit es nicht nur nach Erfahrung klingt, hier ein paar wichtige Punkte:
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Schmerzgedächtnis: Nervenzellen merken sich Schmerz. Wird eine Bewegung vermieden, verstärkt sich das Muster. Bewegung „überschreibt“ es.
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Mechanotransduktion: Belastung aktiviert Heilungsprozesse. Fibroblasten reagieren auf Druck und Zug, bilden neues Kollagen.
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Psychoneuroimmunologie: Psyche, Nerven und Immunsystem hängen direkt zusammen. Stress und Angst verstärken Schmerz. Bewegung reduziert ihn.
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Leber-Faszien-Konnektivität: Viszerale Reizungen (Leber, Darm) können Muskelspannungen triggern – wissenschaftlich belegt.
Mentale Ebene: Der Körper ist nicht aus Zucker
Ein entscheidender Punkt: Mit zunehmendem Alter, mehr Problemen und mehr Ärzten neigen viele dazu, eine schwache Mentalität zu entwickeln.
Aber: Der Körper ist nicht aus Zucker. Er kann sich anpassen, regenerieren, stärker werden.
Was er nicht braucht: ständiges Rumgejammer oder das Festhalten an falschen Maßstäben.
Stichwort: Rationales Denken!
Fazit
Schmerzen sind selten nur lokal.
Sie sind ein Zusammenspiel aus Stoffwechsel, Training, Psyche und Denkweise.
Die Lösung liegt fast immer im Tun, im Variablen ändern und im richtigen Mindset.